Wenn in letzter Zeit immer wieder die teils synonym verwendeten Begriffe Selbstführung oder Selbstmanagement (Managementwissenschaften), Selbststeuerung oder Selbstregulierung (Psychologie) auftauchen, ist nicht die Rede von Zeitplanung und Projektmanagement. Selbstmanagement ist eine grundlegende Metakompetenz: die Fähigkeit zur Selbstbeeinflussung, um die persönliche Effektivität zu steigern, besser Ziele klären und verfolgen zu können, sich zu motivieren und sowohl die Problemlöse- als auch die Umsetzungskompetenz und Kommunikation zu verbessern.
Der Gedanke ist nicht neu. Selbstführung gilt als das Erfolgsgeheimnis vieler historischer Größen. Führungskräfte im 21. Jahrhundert brauchen diese Fähigkeit dringender denn je. Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen fehlt oft das Vorbild und Leadership Training. Geschult werden Praxiskompetenzen und die kritische Wahrnehmung und Analyse der äußeren Umwelt, wie Mitarbeiter, Ressourcen oder Marktbedingungen. Die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken, Schwächen, Motiven und emotionalen, Denk- und Verhaltensmustern bleibt jedoch oft auf der Strecke. Dabei ist laut einschlägigen Studien, die emotionale und soziale Intelligenz für den beruflichen Erfolg viermal wichtiger, als die kognitive Intelligenz, also der IQ.
Jeder gute Navigator hat einen inneren Kompass
Wer ein guter Steuermann sein will, sollte sich zuallererst selbst steuern können. Denn Führung erfordert Klarheit im Denken und in der Kommunikation, die Fähigkeit Prioritäten zu erkennen, Ziele konsequent zu verfolgen, Mitarbeiter zu fördern und zu motivieren, effektive Zusammenarbeit im Team zu ermöglichen. Das verlangt lösungsorientiertes Denken und die bewusste Steuerung von Affekten und Handlungsimpulsen. Nur wer sich seiner selbst bewusst ist und nicht im gewohnheitsmäßigen Autopilot unterwegs, verfügt wirklich über geistig-emotionale Unabhängigkeit und Kontrolle über sein Handeln. Worum es konkret geht:
Kernkompetenzen der Selbstführung
Selbstreflektion: Bewusstmachung der eigenen Stärken, Schwächen, Motive, Gefühle, persönlichen Werte und Haltungen, Verhaltensmuster sowie des Kommunikations- und Führungsstils
Präsenz und Fokus: Zielgerichtete Aufmerksamkeit und Konzentration auf das Wesentliche, statt Ablenkung durch Gedanken oder Multitasking
Impulsdistanz und Kontrolle von emotionalen Affekten: Aktive Handlungskontrolle und Situationsgestaltung statt automatisch-gewohnheitsmäßiger Reaktion auf innere oder äußere Reize
Mentale Flexibilität: Neue Perspektiven einnehmen können, förderlichen Haltungen wie Akzeptanz, Unvoreingenommenheit, Lösungsorientierung
Beziehungsorientierung: Achtsame Kommunikation, Empathie und Wertschätzung
Energiemanagement: Eigener Rhythmus, Komplexitätsreduktion, Selbstmotivation
Die Fähigkeit zur Selbstführung macht leistungsfähiger und Stress-resistenter und steigert gleichzeitig die Authentizität, Souveränität und natürliche Autorität. Die Dynamik im menschlichen Miteinander und die Bedürfnisse anderer können bewusster wahrgenommen werden. Und man weiß heute: Mitarbeiterorientierung und Vorbildfunktion gehen Hand in Hand mit erfolgreicher Führung. Selbstführung kann man erlernen und weiterentwickeln. Selbsterkenntnis und Präsenz stehen in der Hierarchie der Selbstführungs-Kompetenzen ganz oben. Bücher zum Selbststudium, Leadership Seminare und Persönlichkeitscoaching helfen weiter.