Schon immer kennen Philosophen, Heiler und in neuerer Zeit Psychologen das, was Sigmund Freud das „Gefühlserbe“ nannte. Heute weiß man, dass die Übertragung von Traumata von Vorfahren aus mehreren Generationen auf ein Individuum tatsächlich möglich ist und sich wie genetische Vererbung äußern kann. Man versteht zwar noch nicht, wie das funktioniert, aber die noch junge Wissenschaft der Epigenetik hat sich des Themas inzwischen zumindest angenommen.
Sich unglücklich fühlen ohne nachvollziehbaren Grund – könnte da also so etwas wie ein „Gefühlserbe“ dahinter stecken? Oft nehme ich bei Klienten Ängste war, die ihr Leben erschweren. Etwa die Angst zu Verarmen oder Verlustängste. Manchmal sind diese Ängste oder andere unerwünschte Gefühle nicht so recht durch selbst erlebte Erfahrungen zu erklären, wie durch eine krisenhafte beruflich-wirtschaftliche Entwicklung, fehlende elterliche Zuwendung oder andere prägende Faktoren. Die Themen finden sich aber bei genauerem Hinsehen durchaus im Familiensystem wieder.
Eine Erklärung für ihre Befindlichkeit wird von den Betroffen oftmals intensiv gesucht, das führt aber leicht in eine frustrierende Sackgasse. Oft werden dann Erklärungszusammenhänge hergestellt, die im Grunde an der Sache und ihrer Lösung vorbei gehen.
Auch viele psychologische Interventionen stoßen hier an ihre Grenzen, da es keine selbst erzeugten Muster gibt, die dekonstruiert werden könnten. Eine klare Ablösung durch Distanzierung ist hier geboten – wenn man so will, eine „Rückgabe“ der Emotionen oder Glaubenssätze, die nicht zu einem selbst gehören. Und diese Befreiung ist mit einer fachkundigen Begleitung auch tatsächlich möglich. Mit verblüffend positiven und nachhaltigen Ergebnissen darf gerechnet werden.