Wie ständige Ablenkungen das Selbstmanagement sabotieren

Multitasking gilt heute als selbstverständliche Bewältigungsstrategie, die es möglich machen soll, in unserer hektischen Arbeitswelt mit der Menge parallel anfallender Aufgaben und ständigen Ablenkungen fertig zu werden. Wer die „Parallelverarbeitung“ nicht beherrscht, wird schon mal als geistig träge, unflexibel oder verschroben wahrgenommen.

Vor allem durch die Vielzahl an digitalen Ablenkungen hat das Thema an Brisanz gewonnen: Wir surfen mit Smartphone und PC, mailen, simsen oder telefonieren während wir unserer Arbeit nachgehen. Alleine 88 Mal schaut ein Deutscher durchschnittlich pro Tag auf sein Handy. Bei der Arbeit werden wir durchschnittlich alle elf Minuten von Anrufen, SMS, Emails und dergleichen unterbrochen. Danach benötigen wir durchschnittlich acht Minuten, um uns wieder vollständig auf das zu fokussieren, was wir gerade getan haben. Bleiben also nur wenige Minuten für konzentriertes Arbeiten – bis wir wieder unterbrochen werden.

Der Mythos Multitasking ist entlarvt

Studien belegen eindrucksvoll, dass Menschen durch Multitasking und Ablenkbarkeit ihre Produktivität, Kreativität und Fähigkeit zu sinnvollen Entscheidungen verlieren (siehe u.a. McKinsey 2011). Je mehr man abgelenkt wird, desto vergesslicher und zerstreuter wird man. Die Gewöhnung daran wird zu unserem Arbeitsstil. Multitasker werden in der Regel nicht effizienter, sondern langsamer. Da im Gehirn keine parallele, sondern nur sequentielle Verarbeitung möglich ist, dauert aufgrund von „Shift Time“ in Wirklichkeit alles länger. Das Gehirn ermüdet auch schneller und es treten Fehler und Qualitätsverluste auf. Die Leistungen beginnen zu sinken.

Obwohl die Qualität der Arbeit und der Beziehungen auf der Strecke bleibt, weil Konzentration und Fokus verloren gehen, ändern nur wenige ihren Arbeits- und Kommunikationsstil. Warum ist das so?

Digitale Ablenkungen und Multitasking führen dazu, dass man Wichtiges nicht mehr so gut von Unwichtigem unterscheiden kann und im Extremfall Wahrnehmungsreizen folgt, wie ein Hund, der automatisch losrennt und Stöckchen holt, egal wann, wie oft und von wem es geworfen wird. Mit anderen Worten: Digitale Ablenkungen und Multitasking machen süchtig.

Hier steckt also möglicherweise ein grundlegendes Problem: Mit diesem Verhalten sabotieren wir nämlich unsere Fähigkeit zum Selbstmanagement, zu Präsenz und zielgerichteter Aufmerksamkeit, Impulsdistanz, dem Setzen geeigneter Prioritäten, vom Zeitmanagement ganz zu schweigen.

Ein konzentrierter Geist ist nicht nur effektiver, er ist auch glücklicher

Wenn Multitasking und der ständige Check der digitalen Endgeräte also keine erfolgreiche, sondern eine kontraproduktive Strategie ist, was dann?

Befolgen Sie eine einfache Regel: Bleiben Sie bei der Sache, für die Sie sich entschieden haben und arbeiten diese konzentriert ab. Akzeptieren Sie Unterbrechungen nur, wenn Sie eine höhere Priorität haben als das, womit Sie gerade beschäftigt sind. Dann wenden Sie sich ganz dieser anderen Aufgabe oder Person zu. Unterstützen Sie als Führungskraft eine Teamkultur, in der Offline-Zeiten, konzentriertes Arbeiten und aufmerksame Kommunikation möglich sind. Damit steigt nicht nur die Qualität, auch das Stressempfinden sinkt. Und man wird deutlich gelassener und zufriedener, wenn sich mal wieder das beglückende Gefühl eines Flows – des fast mühelosen Aufgehens in einer Tätigkeit – einstellt.

 

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